Zweite Medaille für das Team Austria bei den World Games 2025 (7. bis 17. August)! Johannes Horak und Gernot Riegl holen nur einen Tag nach Silber im Mixed Duo Team auch im Mixed Duo Show die Silbermedaille. Die Niederösterreicher begeistern das Publikum mit einer Star-Wars-Choreografie und fliegen mit Übergepäck nach Hause. Für das rot-weiß-rote Squash-Duo sind die World Games beendet, Jacqueline Peychär und Daniel Lutz nehmen viel Motivation auf den Weg zu den Olympischen Spielen Los Angeles 2028 mit. Die Faustball-Nationalteams Damen und Herren erleben einen rabenschwarzen Montag in Chengdu.
JIU JITSU
Nur einen Tag nach dem zweiten Platz im Mixed Duo Team ging es für Horak/Riegl im Show-Bewerb auf die Tatami im „Jianyang Cultural and Sports Centre Gymnasium“. Als einziges Jiu-Jitsu-Team nahmen sie in Chengdu beide Bewerbe in Angriff – und wurden mit dem nächsten Edelmetall belohnt. In der Qualifikation belegten der Polizist (Horak) und der Mittelschullehrer (Riegl) noch den ersten Platz, im Finale wurden die Thailänder Warut Netpong/Charatchai Kitpongsri besser bewertet.
„Wir haben super abgeliefert, im Finale haben wir noch eine Schippe draufgelegt. Den Thailändern ist das ebenfalls gelungen, sie haben heute verdient gewonnen. Wir haben alles herausgeholt“, zeigt sich Horak zufrieden. Nicht zu vergessen sei, dass die Goldmedaillengewinner Vollprofis sind. Riegl: „Sie können vom Jiu Jitsu leben und verdienen durch solche Erfolge gutes Geld. Für uns ist es ein Hobby neben Beruf und Familie.“
Die Star-Wars-Choreografie der beiden Niederösterreicher sorgte für lauten Beifall von den Rängen. Das ewige Duell Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit, Jedi gegen Sith. „Als wir die Choreo zusammengestellt haben, mussten wir einen Grund finden, aufeinander loszugehen. Als Stars-Wars-Fans war das für uns naheliegend. Der Böse attackiert den Guten, der sich wiederum verteidigt und am Ende die Oberhand behält“, erklärt Horak.
Den Bösewicht spielt stets Riegl. „Das war eigentlich schon immer so, nicht nur im Wettkampf. Vielleicht mache ich am Ende den besseren sterbenden Schwan“, scherzt er. „Uns taugt es richtig, wenn wir uns wirklich etwas überlegen. Bei den anderen Teams wirkt das nicht immer so, es würde noch genug Material für coole Choreografien geben.“
Für Horak/Riegl ist Doppel-Silber die Krönung einer langen, gemeinsamen Karriere. Sieben WM-Medaillen (zweimal Gold) und acht EM-Medaillen (viermal Gold) konnten sie bislang gewinnen. „Wir haben schon viele Erfolge gemeinsam gefeiert, aber zwei Silbermedaillen bei den World Games muss man ganz oben einordnen. Dieses Event ist für uns richtig cool. Wir wollten eine Medaille mit nach Hause nehmen, das haben wir übertroffen.“
Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Im Namen von Sport Austria gratuliere ich Johannes Horak und Gernot Riegl herzlich zu dieser großartigen Leistung. Ihr Einsatz, ihre Disziplin und ihr unermüdlicher Wille wurden mit dem verdienten Erfolg belohnt. Diese beiden Silbermedaillen sind nicht nur ihr persönlicher Triumph, sondern auch ein wichtiger Erfolg für das Team Austria bei diesen World Games – und hoffentlich der Startschuss für weiteres Edelmetall.“
Fuhrmann verpasst Krönung des Comebacks
Weniger gut lief es für Lisa Fuhrmann. Die Burgenländerin, die sich eine Medaille zum Ziel gesetzt hatte, verlor beide Kämpfe in der Gruppenphase und verpasste somit die Finalkämpfe. Zunächst bekam sie es mit der Weltranglisten-Ersten aus Dänemark, Liva Tanzer, zu tun. „Gegen sie war es wie erwartet schwierig. Ich habe gut begonnen und sogar geführt, aber dann hat sie ihre Klasse ausgespielt“, so Fuhrmann, die sich 6:14 geschlagen geben musste.
Da Tanzer auch ihr zweites Duell in der Dreiergruppe gegen Chiara Fiorelli (ITA) gewinnen konnte, kam es für Fuhrmann zum entscheidenden Kampf gegen die Italienerin. Fuhrmann geriet zu Beginn in Rückstand, kämpfte sich zwar zurück, verlor aber 12:15. „Es ist schade, ich bin nicht hierhergekommen, um zweimal zu verlieren. Ich hatte ein Ziel, das war eine Medaille. Leider sollte es nicht sein“, gab Fuhrmann zu.
Nicht außer Acht zu lassen ist die Vorgeschichte: Fuhrmann erlitt letzten August einen Kreuzbandriss, wurde im Oktober operiert und feierte erst bei den World Games ihr Wettkampf-Comeback. „Das hat natürlich eine Rolle gespielt. Man verfolgt ja die anderen Athletinnen über die sozialen Netzwerke – alle haben Anfang des Jahres trainiert, ich habe Physiotherapie gemacht und gerade irgendwie eine Kniebeuge machen können.“
Fuhrmann setzte alles daran, um in Chengdu starten zu können. „Unsere Sportart ist nicht olympisch, die World Games sind die größte Bühne. Ich wollte unbedingt dabei sein. Erst im Juli habe ich wieder spezifisch mit Jiu Jitsu begonnen. Wir wollte kein Risiko eingehen, ich hatte keine Wettkämpfe vor den World Games.“ Damit sind ihre zweiten World Games nach Birmingham 2022 beendet. Der Teamspirit sei wieder spürbar gewesen: „Alles war super organisiert, wir haben eine tolle Stimmung im Team. Dass die Männer zwei Medaillen geholt haben, freut mich sehr. Wir supporten uns im Jiu-Jitsu-Team sowieso gegenseitig, ich freue mich aber auch über alle Erfolge des österreichischen Teams hier in China.“
FAUSTBALL
Sie sind gekommen, um alle Spiele bei den World Games zu gewinnen und Gold mit nach Hause zu nehmen. Zumindest ein Ziel hat das Faustball-Nationalteam der Herren deutlich verfehlt, gab es doch am Montag in der Gruppenphase gleich zwei Niederlagen.
Am Vormittag unterlag die Mannschaft von Teamchef Simon Siegfried Brasilien mit 0:3, wobei das Match-Up knapper war, als es das Ergebnis vermuten lässt. Denn der erste Satz ging mit 11:9 an die Selecao, im dritten entschied beim Stand von 14:14 der 29. und letztmögliche Punkt zugunsten der Südamerikaner. „Es war eine enge Partie, aber die Niederlage war verdient“, fasste Elias Walchshofer zusammen. Nach dem starken Start gegen die Schweiz habe man sich vom wetterbedingten Pausentag „etwas drausbringen lassen“, so der Zuspieler, der auch die tiefen Platzverhältnisse nach dem Regen ins Treffen führte. „Das hat sicher dazu beigetragen, dass wir nicht in unser Power-Spiel gefunden haben, das wir gerne aufziehen würden.“
Philipp Einsiedler ortete zudem Probleme beim Zuspiel. „Der erste Ball war immer wieder ein wenig unsauber, das haben sowohl Brasilien als auch Deutschland besser gemacht.“ Im Abendspiel setzte es gegen die Titelverteidiger eine 1:3-Niederlage, für Einsiedler vielleicht auch eine Frage der Einstellung. „Mir persönlich ist etwas der Siegeswille in der Mannschaft abgegangen. Aber den braucht’s, auch wenn die Bedingungen brutal sind, auch wenn es richtig weh tut.“
Im Viertelfinale wartet am Dienstag um 4:30 Uhr (MESZ) Italien, im Halbfinale käme es ebenfalls morgen zum Wiedersehen mit Deutschland. „Es ist noch nichts verloren und vielleicht tut es uns gut, dass wir ab sofort richtig unter Druck stehen“, attestiert Einsiedler. Teamkollege Walchshofer ist weiter von den Qualitäten des österreichischen Nationalteams überzeugt: „Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, dann sind wir nur ganz schwer zu schlagen!“
Ohne Sieg ins Viertelfinale
Österreichs Damen müssen weiter auf den ersten Sieg warten. Nach zwei Niederlagen gegen Deutschland und Brasilien zum Auftakt setzte es zum Abschluss der Gruppenphase eine 1:3-Niederlage gegen die Schweiz. Mit einem Unterschied: am Montag ließen die heimischen Faustballerinnen, lautstark unterstützt von einer Delegation des Österreichischen Außenwirtschaftszentrums in Chengdu, phasenweise ihre Klasse aufblitzen.
„Heute haben wir endlich unsere andere Seite gezeigt, das wollen wir mitnehmen und in der K.o.-Phase genauso auf den Platz bringen“, war bei Antonia Woitsch und Co. erstmals die Freude zu spüren, hier auf dieser weltgrößten Bühne der nicht-olympischen Sportarten performen zu dürfen. „Die Freude am Spielen ist der Schlüssel zum Erfolg“, weiß Alina Rudelstorfer, die trotz der Negativ-Serie befindet, dass „wir eine coole Truppe sind. Wir wissen, dass mehr in uns steckt, müssen einfach nur an uns glauben.“
Teamchefin Karin Azesberger hatte nach den ersten beiden Spielen alle Hände voll zu tun, ihre Spielerinnen aufzubauen, der wegen des Regenwetters und der damit verbundenen Unbespielbarkeit des Platzes zusätzliche freie Tag, war wichtig für den gemeinsamen Restart ins Turnier. „Wir sind mit großen Erwartungen nach China gereist, haben uns den Start alle anders vorgestellt. Nach dem Schweiz-Spiel kann ich zumindest sagen, dass wir annähernd bei der Trainingsleistung sind und endlich Faustball gespielt haben. Darauf können wir aufbauen.“
Im Viertelfinale treffen die Damen von Faustball Austria am Dienstag ab 3:00 Uhr (MESZ) auf Chile, da heißt’s: Siegen oder fliegen! „Die Chance auf die Medaille lebt, aber jetzt zählt’s!“
SQUASH
Im Squash nahmen Jacqueline Peychär und Daniel Lutz die nächste Runde im unteren Tableau in Angriff. Peychär bekam es mit der Kolumbianerin Lucia Bautista zu tun, die Partie entwickelte sich zu einem Thriller. Nach einem etwas verschlafenen Start fand die Niederösterreicherin zunehmend zu ihrem Spiel und erspielte sich im ersten Satz sogar zwei Satzbälle. Doch das Glück war nicht auf ihrer Seite – Satz eins ging knapp mit 12:10 an Bautista. Auch der zweite Satz endete hauchdünn mit 11:9 für die Kolumbianerin.
Im dritten Durchgang drehte Peychär auf, gewann mit 11:6 und machte damit Hoffnung auf eine Wende im Match. Doch der vierte Satz ging erneut knapp mit 12:10 an Bautista, sodass der Endstand von 1:3 aus österreichischer Sicht feststand. Für Peychär sind die World Games 2025 damit auf Platz 19/20 beendet. „Jacqui hat wirklich gut gespielt, ihre Gegnerin hat dann jedoch sehr stark nach vorne attackiert. Jacqui war sicher von den Schlägen her die bessere Spielerin, aber im Squash spielen viele Dinge mit“, analysiert Nationaltrainer Heribert Monschein.
Auch für Daniel Lutz ist das Abenteuer World Games 2025 beendet. Im Platzierungsspiel unterlag er dem Ukrainer Dmytro Scherbakov knapp mit 2:3. In einer hochklassigen und hart umkämpften Partie sicherte sich der Salzburger den ersten Satz mit 11:6 und lag auch mit 2:1-Sätzen in Führung. Nach 70 Minuten stand die 2:3-Niederlage fest, was für Lutz Platz 27/28 bedeutete. Monschein: „Für Daniel war das eine Top-Partie auf hohem Niveau. Im Endeffekt hat ihn die Kraft verlassen, er hatte noch nicht viele Spiele auf diesem Level. Aber er kann mit der Spitze mitspielen. In Österreich gibt es wenige Trainingspartner, er muss sich erst an das internationale Tempo gewöhnen. Das hat man in den ersten beiden Spielen gesehen, aber er konnte in den Sätzen mithalten.“
Das große Ziel der beiden sind die Olympischen Spiele Los Angeles 2028, wo Squash erstmals im Olympia-Programm ist. Chancen haben beide, die Wege sind unterschiedlich. „Jacqui wurde beim Heeressport um zwei Jahre verlängert, das Trainingsumfeld passt. Sie muss an den kleinen Defiziten weiterarbeiten, vor allem im mentalen Bereich“, so Monschein.
Lutz steht erst am Anfang seiner Karriere. „Er macht den Grundwehrdienst und wird dann hoffentlich vom Heeressport übernommen. Für ihn geht es darum, sich weiterzuentwickeln, bei kleineren Turnieren Punkte zu sammeln um bei den größeren Spielen zu können. Das Potenzial ist auf jeden Fall da.“
In Los Angeles starten 16 Damen und 16 Herren. Je nach Länderquote könnte ein Weltranglistenplatz um Position 50 reichen. Monschein: „Jacqui steht um die 90, das kann sie auf jeden Fall schaffen. Bei Daniel wird man sehen, wie es sich entwickelt.“ Bevor es zurück nach Österreich geht, steht am Dienstag noch eine Stadtbesichtigung samt Besuch beim Panda-Park an.




